Cathy Molohan über 23 Jahre bei EnglishBusiness und ihre Zukunft

Cathy Molohan

EnglishBusiness ohne Cathy Molohan? Es scheint schwer vorstellbar, doch nach mittlerweile 23 Jahren ist die Mitgründerin von ihren Aufgaben zurückgetreten. Glücklicherweise konnten wir uns mit ihr über die Anfänge von EnglishBusiness, die Zukunft des Unternehmens, ihr Leben mit Parkinson und ihre Zukunftspläne unterhalten.

Cathy, du hast EnglishBusiness mit Nina Zolezzi im Jahr 1997 gegründet. Wie war es vor 23 Jahren bei EnglishBusiness zu arbeiten?

Nina und ich waren damals so jung! Ich kam mal zu einem Kundenmeeting und wurde gefragt, wann „Frau Dr. Molohan“ denn käme. Sie konnten einfach nicht glauben, dass sie schon vor ihnen stand!

Die Technologie war damals auch ganz anders. Übersetzungen kamen tatsächlich noch per Fax. Was die Menschen angeht, hat sich aber nicht viel verändert. Wir arbeiten mit Menschen aus aller Welt, die unseren Kunden helfen wollen, besser zu kommunizieren. Das hat mir damals so gut gefallen und es zeichnet EB noch heute aus.

Wie hat sich das Unternehmen seitdem verändert?

In vielerlei Hinsicht ist das Unternehmen mit uns „erwachsen“ geworden. Damals gab es weniger Regeln und Vorschriften. Nina und ich haben viele der Seminare selber unterrichtet, aber nach und nach hat uns die Zeit dazu gefehlt. Jetzt tragen wir nicht nur die Verantwortung für ein fantastisches Team, sondern auch für die Umsetzung von Datenschutzrichtlinien und den Standards des ISO-Zertifikates unserer Übersetzungsabteilung.

Gibt es Momente an die du besonders gerne zurückdenkst?

Es gab über die Jahre viele lustige Momente. Ich kann mich noch erinnern, als plötzlich das Ordnungsamt bei uns vor der Tür stand und vorschlug, dass wir eine Anzeige in den Gelben Seiten schalten, anstatt jeden Laternenpfahl in der Nachbarschaft mit unseren Plakaten zuzukleben. Und dann war da noch der Tag, an dem Nina und ich den ersten Firmenkunden für uns gewannen. Wir sind auf einem Fahrrad zu dem Meeting erschienen, ich auf dem Gepäckträger.

Wir hatten auch viele tolle Partys auf der Dachterrasse. Erst wurde bis spät in die Nacht getanzt, dann kam immer mehr Nachwuchs dazu. Jetzt sind die Kinder Teenager und feiern länger als wir.

Das Gute daran, mit Freunden zu arbeiten, ist, dass sich viele Herausforderungen nicht nach Arbeit anfühlen. Ein Jahr, es muss so gegen 2000 gewesen sein, haben Nina und ich das Osterwochenende durchgearbeitet, um ein Großprojekt für einen Kunden fertigzustellen. Das war schwer, aber es hat auch viel Spaß gemacht.

Die Menschen sind das Wichtigste an unserem Geschäft. Behandelt die Menschen mit Respekt, hört ihnen zu und schenkt ihnen euer Vertrauen.

Was hast du in deiner Zeit bei EnglishBusiness gelernt, dass du an deine Kollegen weitergeben willst?

Die Menschen sind das Wichtigste an unserem Geschäft. Behandelt die Menschen mit Respekt, hört ihnen zu und schenkt ihnen euer Vertrauen. Wenn es die richtigen Menschen sind, werden sie auch das Richtige tun. Bleibt euch treu, aber respektiert auch die Dinge, die EnglishBusiness über 20 Jahre lang erfolgreich gemacht haben.

Dieses Jahr war voll von außergewöhnlichen Herausforderungen, aber auch das vergeht. Es sind jetzt schwierige Zeiten, aber wir haben es 2000 durch die Dotcom-Blase und 2008 durch die Finanzkrise geschafft. Mit einem guten Team und loyalen Kunden übersteht man so einiges.

Cathy Molohan Jarrestraße

Die Anfänge in der Jarrestraße (Finden Sie das Faxgerät im Bild?)

Remote-Work kennst du im Prinzip, seit du nach Frankfurt gezogen bist, das Büro aber in Hamburg lag. Hat dich das für die neue Arbeitswelt seit der COVID-19-Pandemie vorbereitet?

Auf jeden Fall. Die COVID-Pandemie hat alles verändert und es war nicht leicht mit der ganzen Familie zu Hause zu arbeiten und mit der Schule auf dem Laufenden zu bleiben. Ein Aspekt meiner Arbeit wurde aber leichter, denn ich war plötzliche nicht mehr die einzige, die nicht im Büro saß und per Video zugeschaltet werden musste. Jetzt finden die Meetings grundsätzlich per Teams statt.

Ich wusste auch von meinen fünf Jahren in Frankfurt, dass man aus dem Homeoffice gut arbeiten kann. Man muss allerdings diszipliniert sein und es ist wichtig sich zwischendurch mit den Menschen zu unterhalten. Die Momente die man sonst an der Kaffeemaschine hat sind nämlich enorm wichtig.

Neue Technologie verändert die Art wie wir kommunizieren und auch wie Trainer und Sprachagenturen arbeiten. Wie verändert sich die Branche? Und was bedeuten die Veränderungen für EnglishBusiness?

Durch COVID-19 musste von einem Tag auf den anderen alles digital ablaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Trainings – besonders Soft Skills – auch virtuell funktionieren, aber es klappt richtig gut. Wir haben die vorhandenen Kurse in Virtual Classrooms verwandelt und bieten unsere Sprachkurse jetzt auch online an. Unser Team hat viele kreative Ideen umgesetzt, um die Lernerfahrung auch in diesem neuen Umfeld interessant zu gestalten. Der technologische Fortschritt wird unser Arbeiten und Lernen weiter verändern, aber am Ende steht doch der Mensch im Mittelpunkt.

In der Übersetzungsbranche verhält es sich ein wenig anders. Dort war der Fortschritt auch vor der Pandemie nicht aufzuhalten. Doch Sprache fußt auf kulturellem Kontext. Sprache ist eben kein starrer Code, sondern ist lebendig und entwickelt sich ständig weiter. Effizientere Software und maschinelle Übersetzungen werden uns die „Fleißarbeit“ abnehmen, aber fähige, kreative und emotional intelligente Sprachexperten werden in dieser globalisierten Welt weiterhin unverzichtbare Dienste leisten.

Man kann seine Persönlichkeit nicht den Umständen anpassen, es funktioniert einfach nicht. Gute Führungskräfte bleiben sich, meiner Meinung nach, immer treu.

Du hast einen Doktortitel in Geschichte. Wie beeinflusst deine akademische Ausbildung deinen Führungs- und Kommunikationsstil?

Wenn man sich mit Europastudien und Geschichte befasst, entsteht eine andere Sicht auf die Welt. Du merkst, dass du immer im Rahmen deiner Zeit agierst und dass der größere Kontext um dich herum wichtig ist.

Ich bin überzeugt, dass wir unsere Herkunft verstehen müssen, um für die Zukunft bereit zu sein. Ich habe auch gelernt, dass es ganz verschiedene Führungstypen gibt: manche sind charismatisch und laut, andere ruhiger aber genauso effektiv. Man kann seine Persönlichkeit nicht den Umständen anpassen, es funktioniert einfach nicht. Gute Führungskräfte bleiben sich, meiner Meinung nach, immer treu.

Was sind deine drei besten Kommunikationstipps, die man auch im Alltag anwenden kann?

Einige Schulfreunde meiner Kinder haben Schwierigkeiten, sich auf Präsentationen vor der Klasse vorzubereiten. Ich gebe ihnen dann folgende Tipps:

  • Erzählt eine Geschichte, nicht nur Fakten
  • Das Publikum kann sich Informationen mit Beispielen leichter merken. Sagt also nicht: „Lapplands Hauptstadt hat wenige Einwohner.“ Besser wäre: „Lapplands Hauptstadt hat weniger Einwohner als Bockenheim oder Harburg (oder ein anderer relevanter Bezirk).“
  • Sagt den Menschen, woran sie sich erinnern sollen. Man denkt immer, dass die eigene Botschaft klar ist, auch wenn es bei anderen nicht so ankommt.
20 Jahre EnglishBusiness

Die Gründerinnen 20 Jahre nachdem sie auf nur einem Fahrrad den ersten Firmenkunden besuchten

2011 wurde bei dirParkinson diagnostiziert. Wie hat das dein Leben verändert?

Ganz dramatisch! Eine Diagnose wie Parkinson verändert alles. Ob man es will oder nicht, die Krankheit wird einer der Hauptaspekte des Lebens. Vor meiner Operation waren meine Symptome, vor allem das Zittern, deutlich zu sehen. Also habe ich meine Diagnose mit allen geteilt: mit Freunden, Kollegen und Kunden. Die Reaktionen waren fast ausschließlich wunderbar. Die Leute wissen von meiner Krankheit, aber sie definiert mich nicht. Obwohl dies eine sehr ernste Krankheit ist, wird es, nach dem aktuellen Stand der Medizin, nur schlimmer werden. Um dagegenzuhalten treibe ich viel Sport, gehe zur Physiotherapie, esse gesund und versuche mich noch mehr auszuruhen. Meine Familie ist dabei eine große Unterstützung und das hilft mir sehr.

Die Leute wissen von meiner Krankheit, aber sie definiert mich nicht

Was lernt man daraus, mit so einer schweren Krankheit umzugehen? Gibt es auch positive Aspekte?

Dass Menschen fantastisch sind! Ich habe unglaublich starke und inspirierende Menschen getroffen, die mit allem was sie haben für ein besseres Leben kämpfen – ganz egal was ihre Symptome sind. Und es gibt auf jeden Fall positive Aspekte. 2016 bin ich mit meiner Mutter zum World Parkinson Congress gereist, das war in Portland, Oregon. Wir haben ein rotes Mustang Cabrio gemietet und die Pazifikküste mit dem Auto erkundet. Es war unglaublich!

Letztes Jahr war ich WPC-Botschafterin in Kyoto, Japan. Ich bin mit meinem Mann hingereist. Das waren zwei fantastische Reisen, die ich sonst nicht unternommen hätte. Der Kongress selbst war eine der inspirierendsten Veranstaltungen, die man sich vorstellen kann.

Du hattest dieses Jahr eine Operation, die dir ein Stück Lebensqualität zurückgegeben hat. Kannst du uns ein bisschen über die Operation erzählen und wie sie deine Perspektive verändert hat?

Im Mai unterzog ich mich einem medizinischen Eingriff, der sich tiefe Hirnstimulation nennt. Die Neurochirurgen haben zwei Elektroden an meinem Gehirn platziert, die den betroffenen Bereich dauerhaft stimulieren. Die Operation dauerte acht Stunden und ich war fast die ganze Zeit wach. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, mit offener Schädeldecke die Wochentage aufzusagen! Ich bin den Ärzten unglaublich dankbar. Als sie am Abend den Stimulator anschalteten, war das Zittern weg. Es ist die Chance auf ein neues Leben. Manchmal könnte ich fast vergessen, dass ich Parkinson habe, aber dann muss ich den Stimulator aufladen. Meine Kinder lachen mich aus, wenn ich mit dem Ladegerät um den Hals auf der Couch sitze.

Ich bin überzeugt, dass wir alle davon profitieren würden, wenn die Patienten in alle Aspekte – von der Forschung bis hin zur Therapie und der Suche nach einem Heilmittel –einbezogen würden.

Du vertrittst seit einiger Zeit aktiv die Interessen von Patienten. Was waren deine wichtigsten Projekte?

Ich halte so oft es geht Vorträge auf Konferenzen und vertrete die Patientenperspektive. Ich bin überzeugt, dass wir alle davon profitieren würden, wenn die Patienten in alle Aspekte – von der Forschung bis hin zur Therapie und der Suche nach einem Heilmittel –einbezogen würden. Bei einer Konferenz in Barcelona sprach ich vor Menschen, die klinische Versuche durchführten. Verständlicherweise sind die Patienten für sie hauptsächlich Statistiken. Ich habe ganz tolles Feedback zu meinem Vortrag bekommen und sie dankten mir dafür, dass ich sie daran erinnert habe, warum sie ihren Job eigentlich machen.

Du hast jetzt eine neue Aufgabe bei der Yuvedo Foundation. Kannst du uns ein bisschen von der Organisation und deinen Aufgaben und Zielen dort erzählen?

Ich habe Jörg Karenfort, einen der Gründer von Yuvedo, durch einen gemeinsamen Bekannten getroffen und war sofort von seiner Entschlossenheit und Energie beeindruckt. Die Yuvedo Foundation hat zwei Ziele: zu pflegen und zu heilen. Wir wollen die Suche nach einer Heilung für Parkinson beschleunigen und den Betroffenen helfen, bis dahin eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Ich werde für International Relations verantwortlich sein, d. h. ich kontaktiere weltweit so viele Menschen und Organisationen wie möglich, um mehr Unterstützung zu generieren.

Statistisch gesehen wird eine von 15 Personen, die dies lesen, an Parkinson erkranken. Das ist eine schockierende Zahl. Wir brauchen eine Heilmethode, nicht nur Behandlungen.

Eines der wichtigsten Projekte, an dem wir aktuell arbeiten, ist Project Brainstorm. Statistisch gesehen wird eine von 15 Personen, die dies lesen, an Parkinson erkranken. Das ist eine schockierende Zahl. Wir brauchen eine Heilmethode, nicht nur Behandlungen. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat diese Sicht bestätigt. Sie sagten uns, dass sie unsere Sorge bezüglich des industriellen Engagements, Therapien für neurodegenerative Erkrankungen zu entwickeln, teilen. Es gibt zu wenige krankheitsverändernde Therapien für Parkinson und Alzheimer. Obwohl verschiedene Studien durchgeführt wurden, wurde bisher keine effektive Heilmethode gefunden. Viele Pharmakonzerne haben Investitionen in und Forschung an Medikamenten und biologischen Therapien für neurodegenerative Erkrankungen eingestellt.

Hier will ich zukünftig meine Energie investieren. Ich glaube fest daran, dass Parkinson geheilt werden kann, wenn es uns damit ernst ist.

Worauf freust du dich am meisten in diesem neuen Lebensabschnitt?

Mehr Zeit zum Stricken! Aber Spaß beiseite, mein Mann sagt, ich werde jetzt wahrscheinlich mehr zu tun haben als je zuvor. Ich freue mich natürlich sehr auf die Gelegenheit, in der Parkinson-Community einen größeren Beitrag zu leisten. Andererseits möchte ich mich jetzt auch mehr auf meine eigene Gesundheit und meine Familie konzentrieren. Ich hoffe, ich finde das richtige Gleichgewicht.

Wenn Sie Cathy im Kampf gegen Parkinson unterstützen möchten, können Sie hier spenden.

 

Das Originalinterview auf Englisch lesen Sie hier

Robert Rothe
Translation Editor and Consultant / Marketing Assistant

Robert ist in Hamburg mit deutschen und südafrikanischen Wurzeln aufgewachsen. Bei EnglishBusiness ist er Lektor für Übersetzungen ins Deutsche, aber kümmert sich auch um unser Team von externen Übersetzern und das Marketing. In seiner Freizeit ist er in Laufschuhen unterwegs und bloggt hier über die deutsche Sprache, Südafrika, Sport und das Tor zur Welt.

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