Das Oxford comma: Wann und wie wird es verwendet?

Wenn Sie schon einmal mit englischsprachigen Grammatikexperten zu tun hatten, ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass es sich hierbei um ein sensibles Thema handelt. Für manche ist das „Oxford comma“ eine wunderbare Möglichkeit, ihr überlegenes Wissen unter Beweis zu stellen. Dabei gibt es gar keine richtige oder falsche Lösung, weil sich Sprache ständig weiterentwickelt. Letztendlich ist „Oxford comma oder nicht“ eine reine Stilfrage. Mehrere hoch angesehene Autoritäten im Bereich Grammatik vertreten ihre eigene Meinung zum Thema lautstark, während die meisten Verlage ihre jeweiligen Regeln in Styleguides zusammenstellen. Wir präsentieren Ihnen einige davon und wie Sie sie verwenden können.

Was ist eigentlich ein „Oxford comma“?

Manchmal auch als „serielles Komma“ bezeichnet, handelt es sich hierbei um ein rein englisches Phänomen, bei dem am Ende einer Liste vor der Konjunktion ein Komma gesetzt wird. Die Bezeichnung „Oxford comma“ ist dadurch entstanden, dass die Oxford University Press seit langem dafür bekannt ist, dieses Komma konsequent zu verwenden. Ein Beispiel:

I had yogurt, toast, and fruit for breakfast.

Andere Styleguides (wie der von The Guardian and Observer und das The Associated Press Stylebook) sind dagegen Vertreter einer vereinfachten Nutzung. Sie sagen, dass ein Komma in unserer einfachen Beispielliste nicht nötig ist, was dann so aussieht:

I had yogurt, toast and fruit for breakfast.

Hier würde niemand davon ausgehen, dass es sich bei Toast und Obst um eine Einheit handelt. Es ist klar, dass es zwei unterschiedliche Dinge auf einer Liste sind. Deshalb kann man sich hier das zusätzliche Komma sparen und macht den Text damit leichter lesbar. Allerdings sind sich alle einig darin, dass ein serielles Komma in Auflistungen benutzt werden sollte, aus denen die Bedeutung sonst nicht klar hervorgeht. Ein Beispiel:

I would like to thank my parents, Angela Merkel and Elton John.

Ein Komma würde hier helfen, ein Missverständnis zu vermeiden (nämlich das meine Eltern Angela Merkel und Elton John sind):

I would like to thank my parents, Angela Merkel, and Elton John.

Das AP Stylebook führt dies weiter aus und gibt an, dass ein serielles Komma auch in folgenden Fällen verwendet werden sollte:

  • Wenn ein wichtiges Element der Aufzählung eine Konjunktion beinhaltet, sollte vor der schließenden Konjunktion ein Komma stehen.

My favourite pub lunch is a seitan steak and ale pie, roast potatoes, and brussels sprouts.

  • Vor der schließenden Konjunktion in einer Aufzählung aus komplexen Phrasen:

It is vital to check what temperatures are expected in the place you are visiting, what kind of activities you will engage in upon arrival, and if you are expected to attend any formal events or events with a strict dress code.

Regeln sind doch toll! Was gibt es da zu diskutieren?

Regeln sind sicher gut, aber trotzdem sollten sie kritisch betrachtet werden. Dieser Artikel auf Medium stellt sich gegen die Nutzung eines „Oxford comma“ und argumentiert, dass Texte zunächst einmal klar und verständlich geschrieben werden sollten. Deshalb meint der Autor, dass Listen wie in unseren Beispielen nur deshalb ein serielles Komma verlangen, weil sie von vornherein missverständlich oder schwer lesbar sind. Dies könnte man umgehen, indem man den Text umschreibt. Für das erste Beispiel sähe das dann so aus:

I would like to thank Angela Merkel, Elton John and my parents.

Damit ist sofort klar, wie das Verhältnis zu den Prominenten und den Eltern ist.

Im zweiten Beispiel wäre es dann so:

My favourite pub lunch is a seitan steak and ale pie with roast potatoes and brussels sprouts.

Hier sind jetzt Hauptgericht und Beilagen klar voneinander getrennt, ohne zusätzliche Satzzeichen.

Das dritte Beispiel ist etwas komplexer, weil es so viele Nebensätze enthält. Selbst der Hemingway Editor – der ein tolles Hilfsmittel ist, wenn Sie auf Englisch schreiben – beurteilt diesen Satz als schwer lesbar. Man könnte ihn aber so formulieren:

It is vital to check what temperatures are expected in the place you are visiting. Please also consider what kind of activities you will engage in upon arrival. Lastly, ask whether you are expected to attend any formal events or events with a strict dress code.

Warum so ein Aufwand? Mit all diesen Ausnahmen und Änderungen wäre es doch einfacher, das Komma immer zu setzen?

Diese Vorgehensweise mag durchaus inkonsequent erscheinen und das ist auch der Grund, warum sich ein Großteil der Anwender in „ganz oder gar nicht“ aufteilt. Wenn es in einem Text nicht konsistent umgesetzt wird, kann die Kommasetzung zu einem großen Chaos werden. Verwenden Sie in Ihrem Text eine Menge komplizierter Aufzählungen, erscheint der Verzicht auf das „Oxford comma“ möglicherweise inkonsistent – schließlich haben Sie ja schon so viele Kommas zur Verdeutlichung eingefügt. Insbesondere in Rechtstexten kommen solche Aufzählungen häufig vor.

Vor einigen Jahren hatte ein fehlendes serielles Komma für das amerikanische Unternehmen Oakhurst Dairy eine Nachzahlung von fünf Millionen US-Dollar an seine Lkw-Fahrer zur Folge. Ein Satz im Bundesgesetz von Maine zu Ausnahmen war missverständlich, denn dort stand, dass für folgende Tätigkeiten keine Überstunden bezahlt werden:

„The canning, processing, preserving, freezing, drying, marketing, storing, packing for shipment or distribution of: (1) Agricultural produce; (2) Meat and fish products; and (3) Perishable foods.“

Entscheidend ist hier der Teil „packing for shipment or distribution“, da es als eine Tätigkeit verstanden werden kann. Da Lkw-Fahrer keine Ladung verpacken, aber sehr wohl ausliefern, galt diese Ausnahme des Gesetzes für sie. In der Zwischenzeit wurde der Gesetzestext geändert und nutzt jetzt Strichpunkte statt Kommata – vielleicht wäre auch ein Blogpost zum Semikolon interessant für Sie? Definitiv verdeutlicht dieser Fall aber die Bedeutung eines gut verständlichen Texts und eines einzelnen Kommas.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie ein „Oxford comma“ setzen müssen oder nicht, stellen Sie sich die Frage: Ist der Satz missverständlich? Wenn die Antwort Ja lautet, wäre ein serielles Komma wohl angebracht – oder Sie schreiben Ihren Text einfach um. Letztendlich bleibt das Ihre Entscheidung. Aber bitte setzen Sie sie im gesamten Text konsequent um.

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